Die Schulgründerin Dore Jacobs wurde 1894 in Essen geboren. Bereits seit früher Kindheit zogen sie die Musik, deren Gesetze und die Zusammenhänge mit Bewegung in den Bann. Später gab sie ihr Studium der Mathematik und Physik zu Gunsten der Rhythmik auf und schloss 1914 ihre Ausbildung zur Rhythmikerin bei Jaques Dalcroze ab.
Was mit dem Unterrichten musikalischer und tanzfreudiger Kinder begann, setzte sich nach dem Krieg in den ersten Bewegungskursen für Erwachsene fort. Schnell wurde deutlich, dass die Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten bei den Erwachsenen nicht so einfach wie bei den Kindern den Weg zur freien Entfaltung fanden. Bewegungshemmungen, Verspannungen, Antriebslosigkeit und die verschiedensten Haltungs- und Bewegungsstörungen waren die Ursache.
Diesen Erfahrungen zufolge entdeckte Dore Jacobs auf ihrer Suche nach immer neuen Wegen der Bewegungspädagogik die besondere Bedeutung des Atems, der sich unter Entfaltung seiner unwillkürlichen und frei beweglichen Reaktions- und Anpassungsfähigkeit ordnend und belebend auf die Bewegung auswirkt. Dore Jacobs erkannte darüber hinaus eine enge Verbundenheit mit der seelischen bzw. geistigen Bewegtheit des Menschen, und fand damit den Schlüssel für ein Bild menschlicher Bewegung, das nicht nur den äußeren Bewegungsapparat zum Ziel hat, sondern den Menschen in seiner Ganzheit als körperlich-geistiges und psycho-soziales Wesen erfasst.
Die praktische Arbeit in den folgenden Jahren verfeinerte diesen ganzheitlichen Bewegungsansatz. An vielen Orten im Ruhrgebiet entstanden Kurse, für Menschen aller Schichten und jeden Alters, bevor Dore Jacobs zusammen mit Lisa Jacob 1925 die „Bundesschule für Körperbildung und rhythmische Erziehung“ als Grundstein des heutigen Berufskollegs eröffnete. Damit entstand die erste von der Regierung genehmigte „Ausbildung zum/zur Gymnastiklehrer/in“.
Nach dem Einzug in das jetzige Schul- und Projekthaus in Essen- Stadtwald 1927 wurde die Schule vom NS-Regime 1934 zunächst geschlossen, weil ihr Geist sich nicht mit dem nationalsozialistischen Gedankengut vereinen ließ. Versteckt und geschützt von ihren Freunden vom „Bund“, einer in den 1920er Jahren gegründeten Volkshochschulbewegung um ihren Mann Artur Jacobs, überarbeitete Dore Jacobs im Untergrund ihr Basiswerk „Die menschliche Bewegung“. Und zusammen mit Lisa Jacob bildete sie trotz Berufsverbots weiterhin Gymnastiklehrer/innen aus – illegal. So konnte die Bewegungsarbeit trotz großer Gefahren fortgesetzt werden und reifte zu einer eigenen Methode der Bewegungspädagogik heran.
Nach Kriegsende 1945 wurde die Schule bald wieder eröffnet. Die Leitung übernahm jetzt Lisa Jacob, während Dore Jacobs noch bis in die 1960er Jahre selber unterrichtete. 1962 wurde „Die menschliche Bewegung“ erstmals gedruckt und veröffentlicht, gefolgt von Dore Jacobs‘ zweitem Buch „Bewegungsbildung – Menschenbildung“, das 1978 erschien.
Dore Jacobs starb 1979 in Essen.
Die weitsichtigen und zeitüberdauernden Erkenntnisse der Bewegungslehre von Dore Jacobs liegen der heutigen Ausbildung zu Grunde. Unter Berücksichtigung der aktuellen Anforderungen des Bewegungsmarktes und jeweils neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse wird die Ausbildung stetig weiterentwickelt.